Dies lässt sich bei vielen Tieren beobachten, vom Wolf bis zum Primaten, die unterwürfige Haltungen oder versöhnliche Signale an den Tag legen, um direkte Konflikte zu vermeiden. Unter komplexen sozialen Bedingungen funktioniert das Appeasement-Modell des Homo sapiens jedoch selektiv und führt oft zu gegenteiligen Konsequenzen, insbesondere wenn der Angreifer Zugeständnisse als Schwäche wahrnimmt und noch mehr Motive für Dominanz bekommt.
🔥 Die Ätiologie der Aggression: Warum „Beschwichtigung“ nicht immer funktioniert.
Bei vielen sozialen Tieren hilft das Unterwerfungssignal tatsächlich dabei, Konflikte zu vermeiden und die Stabilität in der Gruppe aufrechtzuerhalten. Allerdings funktioniert die Appeasement-Strategie bei den Menschen nur unter bestimmten Bedingungen. Es kann wirksam sein, wenn der Angreifer aus Unsicherheit, Angst oder dem Wunsch, seine Ressourcen zu schützen, Aggression zeigt.
Wenn der Angreifer jedoch darauf abzielt, zu dominieren, zu unterwerfen und zu kontrollieren, steigert Appeasement im Gegenteil die Aggression, was als „Aggressor-Appetit-Effekt“ bezeichnet wird. Der Angreifer sieht Schwäche in Zugeständnissen, fühlt sich ungestraft und weitet sein Handeln aus. Dieser Effekt zeigt sich deutlich in der Außenpolitik Russlands, das westliche Zugeständnisse als grünes Licht für eine Eskalation wahrnimmt.
🔥 Das Appeasement-Modell in Aktion: ein Beispiel für die Politik des Westens gegenüber Russland.
In den letzten 16 Jahren, beginnend mit Russlands Krieg gegen Georgien, hat sich die Strategie der „Befriedung“ im Vorgehen des Westens gegenüber Russland als wirkungslos und darüber hinaus als kontraproduktiv erwiesen. Es genügt, eine Reihe von Ereignissen zu erwähnen, die eine natürliche Zunahme aggressiver Aktionen seitens der Russischen Föderation nach jedem Versuch einer Einigung belegen:
✅ 2008, Russlands Angriff auf Georgien. Die Reaktion des Westens blieb völlig aus.
✅ 2014, Besetzung von 20 % des Territoriums der Ukraine. Die Weltgemeinschaft reagiert mit schleppenden Sanktionen, ohne nennenswerte wirtschaftliche Folgen für Russland. Alle europäischen Staaten taten so, als wäre nichts geschehen. Russland wertete dies als symbolischen Schritt und als Signal, dass größere Maßnahmen keine schwerwiegenden Folgen haben würden.
✅ 2015, die Beteiligung russischer Truppen am Bürgerkrieg in Syrien auf der Seite des Diktators Bashar Assad. Es waren die Aktionen Russlands, die Europas größte Migrationskrise auslösten.
✅ 2021, die Zunahme militärischer Bedrohungen in der Nähe der Grenzen der Ukraine: Trotz diplomatischen Drucks und wiederholter Erklärungen wurden vom Westen keine ernsthaften Schritte mehr unternommen. Russland empfindet das Fehlen einer klaren Antwort erneut als Schwäche.
✅ 2022, groß angelegte Invasion: Die Aggression erreicht ihren Höhepunkt. Es gibt erneute Unterstützungserklärungen für die Ukraine, aber der Westen verzögert die Lieferung von Waffen, um den Aggressor nicht zu „provozieren“, während die Russische Föderation ihre Angriffe verstärkt.
Diese Ereignisse beweisen, dass der Aggressor, vertreten durch die Russische Föderation, seinen Appetit nach jedem Beispiel der Beschwichtigung steigert, da er darin die Schwäche seiner Gegner erkennt. In der Praxis sieht es nach einer konsequenten Ausweitung der Aggressionssphäre aus.
🔥 Fazit: Lehren aus der Ethologie für die Politik.
Wie die ethologische Analyse zeigt, funktioniert das Appeasement-Modell, das bei Tieren oft eine natürliche Abwehr darstellt, in einer Beziehung mit einem Aggressor, der dominieren will, nicht. Zugeständnisse stoppen den Angreifer nicht – sie stacheln ihn an. Die Politik der „roten Linien“, bei der für jeden Schritt der Aggression schwerwiegende Konsequenzen verkündet werden und keine milden Zugeständnisse gemacht werden, kann im Fall der Russischen Föderation eine wirksame Strategie sein. Aber es muss schnell und zwangsläufig funktionieren. Und die Reaktion muss für den Angreifer greifbar und angemessen sein. Das heißt, mit begrenzten Sanktionen zu drohen, wenn der Angreifer Marschflugkörper abfeuert, ist eine schwache Position, die ihn nur von der Schwäche des Westens überzeugt. Auch die Reaktionsgeschwindigkeit spielt eine Schlüsselrolle. Der Preis für den Angreifer muss schnell und unweigerlich unerträglich werden, und die Verluste müssen so schwerwiegend sein, dass sie sofort alle potenziellen Vorteile einer fortgesetzten Aggression zunichte machen.
Das heißt, die Strategie des kollektiven Westens, in der die USA die Hauptrolle spielen, basiert auf falschen Vorstellungen von „Befriedung“, basierend auf einer falschen Einschätzung der Ziele Russlands und Putins. Seit 16 Jahren zeigt sich, dass das Befriedungsmodell gescheitert ist: Der Aggressor fühlte sich ungestraft, der Appetit nahm nur zu und die Politik der Angst vor „Provokationen“ drängte Russland nur zu neuen Schritten. Die westliche Welt muss dies verstehen und entschlossen handeln, um die Aggression zu stoppen, die sich unter dem Einfluss von Zugeständnissen nur verstärken wird.